3.12.2015
Blog

Dem Mutigen gehört die Welt! Tatsächlich?

von
Kai vom Hoff
Lesedauer: 3 Minuten
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Der Edeka-Werbespot „Heimkommen“ sprengt aktuell die Diskussionsforen im Netz. Denn die Geschichte des alten Mannes, der jedes Jahr vergeblich an Weihnachten auf seine erwachsenen Kinder und Enkel wartet, bleibt hängen. Sie kommen erst alle zu ihm, nachdem sie seine vermeintliche Todesanzeige gelesen haben.

Doch der Großvater ist gar nicht gestorben und alle feiern doch noch fröhlich zusammen. Zugegeben, vielleicht etwas konstruiert am Schluss, aber dennoch berührt der Spot. Viele finden, er regt zum Nachdenken an und setzt ein Zeichen für mehr Menschlichkeit und Warmherzigkeit.

Doch gerade das löst einen nicht enden wollenden Hype in den Kommentarfunktionen Sozialer Netzwerke aus. Einige User empfinden den Spot als „hochmanipulative Inszenierung berechnender Marketing-Strategien“. „Pietätlos“ würden die Themen Einsamkeit alter Menschen und Tod zu Werbezwecken eingespannt. Geht es noch eine Nummer härter?

Hier geht es um einen Werbespot, der geschickt gemacht, platziert und berührend ist. Also, ein Spot, der sich erfrischend abhebt von den meisten seiner Zunft. Kann man gut finden oder nicht, sich daran erfreuen oder nicht und ggf. darüber nachdenken. Aber was jetzt in den Foren passiert, scheint ein typisch deutsches Phänomen zu sein: erst einmal alles zerreden, verteufeln und ablehnen. Impliziert wird hier mutloser Mainstream gefordert, denn darüber regt sich dann keiner auf.

Passt also in die Reihe „nur nicht auffallen“. Aber darf das unsere generelle Marschrichtung werden? Die entrüsteten Kommentare zum Edeka-Werbespot weisen in diese Richtung. Besser mutlos und zaghaft, besser Einheitsbrei? Das passt in eine Reihe vieler gesellschaftlicher und politischer „Nicht“-Entscheidungen. Doch davon haben wir doch auch alle die Nase voll, oder? Mit dieser Haltung entsteht keine Bewegung, Vitalität und Fortschritt. Ohne den Werbespot überhöhen zu wollen, bewegt er im wahrsten Sinne des Wortes: er ist mutig und riskiert etwas - außergewöhnlich. Besser so, statt langweilig. Oder?

verfasst von:
Kai vom Hoff
Geschäftsführender Gesellschafter
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