21.12.2020
News

“Der Veränderungsdruck gleicht einer Frischzellenkur für die Branche"

  • Kai vom Hoff, Geschäftsführender Gesellschafter, bewertet das Kommunikationsjahr 2020
  • Unternehmen stellen sich zunehmend auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie ein
  • vom Hoff zieht positive Jahresbilanz und geht mit viel Tatendrang ins neue Jahr
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Lesedauer: 4 Minuten
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Redaktion (R): Herr vom Hoff, das Jahr 2020 geht zu Ende. Wie haben Sie die letzten, zum Teil turbulenten, Monate erlebt?

Kai vom Hoff (KvH): Ambivalent! Die Pandemie schränkt unseren Alltag ein und fordert auf der ganzen Welt Leben. Das ist schrecklich! Andererseits stelle ich fest, dass viele Menschen erkennen, wie kostbar und fragil die uns gegebene Zeit ist. Ein Mehr an Miteinander und Menschlichkeit tut uns gut.

R: Die Coronavirus-Pandemie hat die Kommunikation massiv beeinflusst. Über das ganze Jahr hinweg wurden neue, digitale Formate aus dem Boden gestampft. Wie schätzen Sie diese Entwicklung ein?

KvH: Für die Kommunikation wirkt die Pandemie wie ein Katalysator. Der Veränderungsdruck gleicht einer Frischzellenkur für die Branche. Ich stehe dieser Entwicklung positiv gegenüber, weil sie Bestehendes in Frage stellt und Neues anbietet. Für alle Kommunikationsschaffende gilt: Die Bereitschaft digitale Formate zu nutzen steigt.

Bei vom Hoff sind vor allem die Bereiche Public Affairs, Krisenkommunikation und die Positionierung von CEOs und anderen Führungskräften vom Wandel betroffen. Im Top-Management sehen wir, dass Entscheidungsträger nun häufig offener dafür sind, sich auf für sie unbekanntes Terrain zu begeben. Früher war Positionierung vor allem mit Pressearbeit gleichzusetzen. Heute ist das vielschichtiger und damit auch anspruchsvoller.

R: Denken Sie, dass sich durch die plötzliche Notwendigkeit eines digitalen Umstiegs auch Herausforderungen ergeben haben? War der Zwang zum Wandel zu abrupt?

KvH: Der digitale Wandel ist bereits seit einigen Jahren ein Thema und kam nicht über Nacht: Corona hat uns vor Augen geführt, wer die Nase vorn hat und wer für die Zukunft gewappnet ist. Nicht wenige waren von der Dynamik der digitalen Transformation zunächst überfordert und sind es teilweise immer noch.

Wir bemerken häufig, dass die Geschwindigkeit auch zu Nachlässigkeiten führt – etwa in der Königsdisziplin „Konzept und Strategie“. Wenn die Grundlagen nicht stimmen, keine sorgfältige Analyse zugrunde liegt, die Ziele unklar sind, Zielgruppen und ihre Erwartungen nicht definiert und interne sowie externe Erwartungshaltungen schlampig antizipiert sind, ist ein Scheitern wahrscheinlich. Kurz: Die Digitalisierung will gut geplant und auf alle Eventualitäten abgestimmt sein.

Wir treiben den Wandel weiter konsequent voran. Das ist ein Teil unserer DNA: den Pioniergeist, den wir seit 50 Jahren in uns tragen, auch morgen leben!

R: Wie unterstützt vom Hoff seine Kunden dabei, den Digitalisierungsschub zu nutzen?

KvH: Wir sind in der Corona-Pandemie noch einmal näher an unsere Kunden herangerückt. Das steigert im Ergebnis die Qualität unserer Arbeit. Denn: Wir können so Potenziale besser identifizieren und Ideen “kanalisieren”. Aktuelle Projekte sind unter anderem die Konzeption von Websites, die Durchführung digitaler Journalistenreisen und Pressekonferenzen, die Koordination der crossmedialen Aktivitäten in der Unternehmenskommunikation., der Aufbau der „Digital Legacy“ von Führungskräften und die Entwicklung von Storyboards für Imagevideos, Erklärvideos und Webreportagen.

R: Auch vom Hoff hat seinen Weg in eine digitale Zukunft konsequent fortgesetzt. Was sind Meilensteine in diesem Jahr, auf die Sie besonders stolz sind?

KvH: Wir haben bereits vor Corona auf kollaboratives Arbeiten gesetzt. Der Rahmen für alle Kolleginnen und Kollegen ist vorgegeben. Darin kann sich jeder eigenverantwortlich bewegen. Diese Form der Teilhabe zahlt sich jetzt aus. Entscheidungen werden schnell getroffen, Ergebnisse in Teams effektiv erarbeitet. Das kommt uns und unseren Kunden zugute.

Besonders stolz bin ich auf unsere neue Website: Sie erscheint zum 50-jährigen Jubiläum frisch und aufgeräumt. Auch auf unseren Social Media-Kanälen haben wir einen Sprung nach vorne gemacht. Dort leben wir uns kreativ aus - mit verschiedenen Formaten wie Videos und Podcasts.

R: Gleichzeitig treiben unsere Beraterinnen und Berater den digitalen Wissenstransfer weiter voran.

KvH: Stimmt, zuletzt waren unsere beiden Senior-Beraterinnen Sarah Hübner und Ricarda Fischer zu Gast bei der Deutschen Presseakademie. Dort haben sie über die wiederentdeckte Experimentierfreude der Internen Kommunikation gesprochen. Das ist nur ein Beispiel.

Für uns ist es wichtig, unsere 50-jährige Erfahrung kontinuierlich weiterzugeben. Denn Digitalisierung ist immer auch geprägt von einer zunehmenden Vernetzung und Interkonnektivität. Der digitale Wandel ist somit keine singuläre Aufgabe, sondern ein Gemeinschaftsprojekt, und wenn alle mitanpacken – insbesondere bei der Vermittlung des notwendigen Wissens – dann profitieren wir alle davon als digitale Gesellschaft.

R: Die Pandemie wird uns wohl leider auch 2021 noch beschäftigen. Welche Kommunikationstrends setzen sich aus Ihrer Sicht langfristig durch?

KvH: Zweifelsfrei ist die Transformation und die Durchdringung der Digitalisierung in alle Lebens- und Arbeitsbereiche das zentrale Thema der nächsten Dekaden. Ich sehe jedoch auch einen deutlichen Bedarf an persönlichen Gesprächen und Begegnungen. Dieser Bedarf wird genährt durch die zunehmende Dauer von Homeoffice-Tätigkeiten. Jede Bewegung hat quasi ihre Gegenbewegung. Persönliche Treffen werden sorgfältiger gewählt, haben jedoch auch künftig deutlich mehr Potenzial, Vertrauen zu schaffen als Plattformen wie Zoom, Teams oder WebEx.

R: Herr vom Hoff, vielen Dank für das Gespräch.

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