In der „heute show" nach der Berlin-Wahl fasst Moderator Oliver Welke die aktuelle politische Diskussion zusammen. Im Hintergrund ist eine vermeintliche IKEA-Gebrauchsanleitung mit einem lose zusammengeworfenen Haufen von Brettern namens „BREILIBÜ“ zu sehen: „Das Breite Linksbündnis: Nichts passt zusammen und hält höchstens drei Wochen!“Ist eine solche Aussage nur ein billiger Gag, ist sie destruktiv oder fördert die ganze Show gar die Politikverdrossenheit, wie der Publizist Hugo Müller-Vogg mutmaßt? Eine Studie der Otto-Brenner-Stiftung kommt zu einem anderen Ergebnis. Sie hat drei Satireformate im TV analysiert und stellt fest: Diese TV-Formate sind sehr politisch.
Natürlich übertreibt die „heute-show“, spitzt zu und simplifiziert die Darstellung. Aber sie zeigt in ihren Beiträgen immer wieder, wie verrückt die Wirklichkeit ist. Sie schafft es, Hürden zu senken und die Zuschauer für politische Themen zu interessieren.In einer Welt, in der Viele sich gar nicht mehr die Mühe machen wollen, Themen zu verstehen oder die politische Berichterstattung gänzlich nichtssagend empfinden, lädt die Show zur Auseinandersetzung mit politischen Themen ein.
Denn welcher Zuschauer macht sich ernsthaft Gedanken über das spröde „Karenzzeit-Gesetz“ für Politiker? Nach dem Beitrag in der „heute-show“ bestimmt deutlich mehr.Denn das Satire-Format hat seit langem das Nachrichten-Original überflügelt. Ein Zeichen für kriselnden Journalismus? Dies liegt sicherlich nicht an der „heute-show“, sondern ist Ausdruck einer gänzlich anderen Mediennutzung.
Die „heute-show“ ersetzt Journalismus nicht, bereitet diesem aber wunderbar das Feld. Sie schafft einen Einstieg und lädt dazu ein, sich nach dem vergnüglichen Rausch mit inhaltsschweren Themen weiter zu beschäftigen. Das ist eine besondere Leistung und hilft vielleicht dabei, erklärungsbedürftige Inhalte auch einmal anders zu vermitteln. Das heißt nicht, immer auf einer Comedy-Ebene zu argumentieren. Das wird nicht gelingen, schon gar nicht in der Brillanz der TV-Satire-Experten.
Aber vielleicht zeigt der Erfolg der „heute-show“ und anderer TV-Formate, dass es hilfreich ist, noch mehr vom Empfänger her zu denken. Also nicht nur für Eingeweihte schreiben, sondern – je nach Thema – in Form, Inhalt und Stil einladend für Viele sein.Und vor allem: Nicht hinter jedem Gag einer TV-Show den Untergang des Abendlands vermuten. Denn das fördert viel eher Politik- und Medienverdrossenheit.