Klassische Medienarbeit in Zeiten des Coronavirus ist grundsätzlich möglich. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung des internationalen PR-Netzwerks PR Boutiques International (PRBI) unter mehr als 30 Agenturinhabern weltweit. Fast 60 Prozent gaben an, dass man Journalisten auch in dieser Zeit teilweise ansprechen könne. Rund 30 Prozent meinten sogar, dass Journalisten aktuell dankbar für Themen wären, die nichts mit Covid-19 zu tun hätten. „Journalisten wollen wissen, welche Lösungen und Überlebensstrategien Unternehmen jetzt und in Zukunft haben werden und wie sie sich auch nach Corona in ihren Märkten behaupten wollen“, sagt auch Kai vom Hoff, Geschäftsführender Gesellschafter der vom Hoff Kommunikation GmbH und Leiter Europäisches Netzwerk bei PRBI.
Beziehungspflege statt Vertrieb
Bei der Ansprache von Journalisten in diesen Zeiten gebe es aber einige Grundregeln zu beachten: Verbindungen zum eigenen Produkt bzw. zur eigenen Dienstleistung sollten unter allen Umständen vermieden werden. Es sei denn, es löst ein aktuell drängendes Problem oder verbessert akut die Situation. Dies sei beispielsweise im Healthcare-Bereich häufiger der Fall. Dann könne man die Journalistenansprache in den aktuellen Kontext der Pandemie stellen, sollte sich aber auf die drängendsten Themen konzentrieren.
Ansonsten müsse man Medienansprachen sehr sensibel, mitfühlend, respektvoll und flexibel gestalten. Es sei keine Zeit für Massenansprachen von Journalisten oder marketingzentrierte Themen. Zu häufige oder mit Informationen überladene Presseansprachen seien ebenfalls nicht zielführend. Derzeit gehe es eher um gute Beziehungen zu Journalisten als um Vertriebsunterstützung. Deshalb raten die Mitglieder von PRBI zu maßgeschneiderten, präzisen Journalistenansprachen, die zur aktuellen Stimmung des jeweiligen Landes und der Zielgruppen passen und Relevanz haben. Dazu müssten PR-Agenturen permanent die aktuellen Entwicklungen rund um das Coronavirus weltweit im Blick halten.
Neben der Medienarbeit sollten sich Agenturen auch bereits auf die Zeit nach Corona vorbereiten, so ein weiteres Ergebnis der Befragung. Strategien, Botschaften und Kommunikationskonzepte für die Zeit nach der Krise seien nun ebenso gefragt wie Maßnahmen zur Markenstärkung.
(Krisen)kommunikation als Erfolgsfaktor
Weitere Themen der Befragung waren mögliche Kosteneinsparungen auf Kundenseite und die Bedeutung verschiedener Kommunikationsdisziplinen. Mehr als 80 Prozent der Agenturinhaber glaubte, dass Kunden von Fall zu Fall entscheiden, ob sie PR-Budget einsparen wollen. Dies wird vermutlich von Woche zu Woche neu entschieden. Nur etwa 16 Prozent befürchteten dramatische Budgetkürzungen. Mögliche Budgeterhöhungen sah keiner der Experten.
Bei den Disziplinen steht unter den PR-Profis weltweit aktuell die Krisenkommunikation an erster Stelle: Rund 42 Prozent der Befragten sahen dort den größten Bedarf bei ihren Kunden. Danach folgen Marketing (rund 19 Prozent) und interne Kommunikation (rund 16 Prozent). Darüber hinaus gab mehr als die Hälfte der Befragten an, dass Unternehmen nun sogar noch mehr als sonst kommunizieren müssten, um Vertrauen aufzubauen, Beziehungen zu Stakeholdern zu stärken und in der Krise sichtbar zu bleiben.
Kommunikation als Klebstoff für vertrauensvolle Bindungen
Kai vom Hoff betont: „Die Umfrage unter den PR-Chefs zeigt deutlich: Es gibt Einigkeit über Kontinente, Grenzen und Kulturen hinweg, was den Wertschöpfungsbeitrag von Kommunikation für die Glaubwürdigkeit von Organisationen betrifft. Gerade in kritischen Zeiten schaut eine orientierungssuchende Öffentlichkeit sehr genau hin, ob Worte und Taten übereinstimmen. Das gilt für die Politik wie auch für die Wirtschaft. Kommunikation ist der Klebstoff für vertrauensvolle Bindungen!“
Kommunikation ist also mehr denn je ein entscheidender Faktor. Wie bedeutsam eine gute Kommunikation ist, zeigt das teils unglückliche Vorpreschen von Unternehmen, die Vorteile aus der Krise ziehen wollten und dafür in der Öffentlichkeit abgestraft wurden.
vom Hoff Kommunikation ist seit 2013 Mitglied bei PRBI. Mehr dazu lesen Sie hier.