„Wie schaffen wir es in der ständig zunehmenden Informations-Flut, unsere Inhalte und Botschaften herauszuheben?“ Eine Frage, die Kommunikatoren seit langem bewegt und zu der es immer wieder neue Antworten gibt. „Zielgruppen emotional ansprechen und sie aktiv einbeziehen“ gilt als probates Mittel, um sich zu differenzieren. Doch das ist, wer kennt es nicht, leichter gesagt als getan. Sogenannte immersive Medien wie Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) oder 360-Grad-Videos, ermöglichen das Eintauchen in die Inhalte eines Mediums. Sie sprechen Zuschauer multisensual an und involvieren sie hochgradig. Kann die Unternehmenskommunikation diese visuellen Formate zielgerichteter nutzen? Das war eine der Fragen, der rund 20 Kommunikationsexperten beim 2. vom Hoff-Spotlight „Lernen von Pikachu? 360-Grad-Videos, AR und VR in der Unternehmenskommunikation“ bei interessanten Vorträgen, spannenden Diskussionen und anschließendem Networking nachgingen. „Kommunikation hat, wenn sie wirkungsvoll sein will, immer eine Absicht.“ Darauf wies Kai vom Hoff, Geschäftsführender Gesellschafter der Agentur vom Hoff Kommunikation, zu Beginn der Veranstaltung hin. Er bekräftigte, dass Kommunikatoren die Wirkung ihrer Botschaften verstärken könnten, wenn sie immersive Medien gezielt einsetzen würden. Und das gelte, so vom Hoff, auch für Unternehmen, die sich mit eher schwierig zu vermittelnden Themen auseinandersetzen müssen. Der Blick in die Zukunft der Kommunikation sei daher bereichernd, so der Agentur-Chef.
Diesen Rund- und Überblick gab Claudia Kiani, Co-Founderin von Omnia360, einer Agentur, die reale Orte in die virtuelle Welt bringt. Sie zeigte anhand des Hermes-Logistikzentrums in Berlin-Brandenburg, wie komplexe Prozesse verständlich aufbereitet, zum Leben erweckt und zusätzliche Hintergrund-Infos vermittelt werden können. Ein solches 360-Grad-Video involviere die Zuschauer viel stärker. Ergebnis: Kommunikationsbotschaften werden nicht nur erklärt, sondern vor allem auch virtuell erlebbar gemacht. Das Video verwende Hermes daher auch nicht nur im eigenen Newsroom, sondern auch auf Messen, Events, Social-Media-Kanälen und im Recruiting. Auch der virtuelle Rundgang durch die NewWork-Spaces bei der otto-group sei ein tolles Beispiel dafür, so Kiani, wie sich 360-Grad-Content in der Kommunikation nutzen lasse.
Kiani stellte zudem die Unterschiede zwischen Virtual und Augmented Reality heraus. So würden die Nutzer bei VR komplett vom Medium umgeben sein und vollständig in die virtuelle Welt eintauchen. Die Realität werde quasi hinter einer VR-Brille abgeschirmt. Das führe aber auch dazu, so Kiani, dass die Aufmerksamkeit des Users vollständig auf das Kommunikationsmittel gelenkt werde – Botschaft könnten so ganzheitlich wirken. Bei AR hingegen bleibe die Realität erhalten – virtuelle Inhalte würden als Teil der realen Welt dargestellt. Ein Vorteil von AR, so Kiani: Smartphone, Tablets oder PCs können hier als Ausgabegerät verwendet werden. Durch die standortunabhängige Nutzungsmöglichkeit könnten User zu jedem Zeitpunkt auf Informationen und Funktionen zurückzugreifen. Damit sei es machbar, die Informationsaufnahme rascher und intuitiver zu gestalten.
Wie das am Beispiel einer wissenschaftlichen Studie funktioniert, zeigte Karin Geßwein, Senior-Beraterin bei vom Hoff Kommunikation, am Beispiel der „Tankstelle der Zukunft“. Die Aral-Studie liefert eine Prognose zur Mobilität 2040 in Deutschland und zu den daraus resultierenden Veränderungen des Tankstellengeschäfts. Gemeinsam hatten sich Aral und vom Hoff Kommunikation die Frage gestellt, wie Journalisten, politische Stakeholder und die breite Öffentlichkeit für diese Thematik interessiert werden können. Die Studienergebnisse des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) wurden zunächst grafisch und dann in einem 3D-Modell aufgearbeitet. Die aufwändige Visualisierung zahlte sich aus: In einer Pressekonferenz, auf Events mit VR-Brillen und in den Social-Media-Kanälen platzierte Aral diese neue Form der Informationsvermittlung erfolgreich. Nebeneffekt: Aral positionierte sich als zukunftsfähiges Unternehmen.
Nach diesen Impuls-Vorträgen diskutierten die Teilnehmer des vom Hoff-Spotlights darüber, wie VR, AR und 360-Grad-Videos Kommunikation verändern können. Dabei dürfe nicht ausgeblendet werden, so ein Diskutant, dass solche Technologien bei manchen Zielgruppen vielleicht sogar Skepsis, auslösen würden. Sicherlich müsse man immer bedenken, dass die Realität vielleicht zu hochglanzartig dargestellt werde und ein zu „rosiges“ Bild des Unternehmens abliefere. Doch schon allein ein digitaler Zwilling, den sein Rohstoff-Unternehmen für ein Erweiterungsvorhaben erstellt habe, so ein Teilnehmer, mache es den interessierten Bürgern leichter, Zusammenhänge zu verstehen und sich das Vorhaben vorzustellen. Das schaffe mehr Transparenz und fördere die Akzeptanz.Und auch im Bereich Public Affairs könnten immersive Medien Politiker viel rascher mit Themen eines Unternehmens wahrhaftig in Berührung bringen – auch wenn die Politiker gar nicht vor Ort sind. Insgesamt waren sich die Teilnehmer darüber einig, dass immersive Medien ein wichtiger Baustein für die Vertrauensbildung eines Unternehmens sein können. Allheilsbringer sind sie natürlich nicht. Aber bei geeigneten Projekten können VR, AR und 360-Grad-Filme gezielt im Kommunikations-Mix eingesetzt werden. Denn sie stimulieren Menschen, die angebotenen Informationen emotional und aktiv aufzunehmen.
Davon konnten sich die Teilnehmer dann vor dem Networking selbst überzeugen. Wer wollte, konnte eine VR-Brille aufsetzen und in die virtuellen Welten abtauchen. Die Eindrücke waren durchweg positiv, wobei das Abtauchen teilweise erstaunlich realitätsnah gelang, Schwanken inklusive. Kein Wunder, dass für das vom Hoff-Spotlight 2030 bereits ein neues Setting angedacht ist. Dann, so der launige Ausblick, begrüßt Kai vom Hoff alle Teilnehmer der Veranstaltung, die sich an völlig verschiedenen Orten mit VR-Brillen befinden, als Hologramm. Für Häppchen und Getränke überlegen wir uns dann noch was.