20.3.2019
Blog

Der Journalist – unser Freund und Helfer?!

von
Jennifer Starke (in Elternzeit)
Lesedauer: 3
SCROLL

Letztens hat mich ein Journalist angerufen. Nichts Besonderes, werden Sie denken. Das ist schließlich unser Job, im ständigen Austausch mit Journalisten zu sein, spannende Themen unserer Kunden zu besprechen und diese nach Möglichkeit in die Medien zu bringen. Das stimmt auch alles soweit.

Trotzdem ging mir ganz schön die Pumpe. Das ist ein bisschen so wie in einer Polizeikontrolle. Man weiß, dass man nichts getan hat und trotzdem klopft das Herz ein bisschen schneller, wenn der Polizist einen nach dem Ausweis oder Führerschein fragt. Genauso geht es manchmal unseren Kunden und uns, wenn Journalisten anrufen. Man will ja nichts Falsches sagen.

Nachher steht das morgen zum Gespött des Chefs, aller Mitarbeiter und der eigenen Familie auf Seite 1 eines überregionalen Mediums. Oder schlimmer noch: es ruft ein investigatives Fernsehteam auf den Plan. Man sucht also hektisch die abgestimmten und freigegebenen Kernbotschaften, die man immer im Kopf haben soll, wenn Journalistenanfragen kommen. Und eigentlich hat man auch gerade an etwas ganz anderem gearbeitet, was erstmal aus dem Kopf muss.

Doch warum ist das eigentlich so, dass man aufgeregt ist, wenn sich Medienvertreter melden? Haftet dem Journalisten etwa der Ruf an, er wolle Unternehmen reinlegen und bewusst schlecht dastehen lassen? Ist man selbst nicht genug auf den Job eines Sprechers vorbereitet? Ich persönlich glaube: weder noch. Gerade in Zeiten, in denen immer mehr Unternehmen und Organisationen ihre eigenen Kanäle bespielen, ist es immer noch ein Stück weit etwas Besonderes „in die Zeitung zu kommen“.

Auch hoch professionalisierte Kommunikationsabteilungen erzielen nicht jeden Tag zehn Berichte in namhaften Medien. Heißt im Umkehrschluss: Wenn man als Zitatgeber oder Experte für ein Thema angefragt wird, ist das keine alltägliche Situation. Man darf dann ruhig etwas aufgeregt sein. Denn Lampenfieber gehört immer dazu, wenn man einen großen Auftritt haben möchte. Es zeigt, dass wir keine abgeklärten, perfekten Kommunikationsmaschinen sind, sondern Menschen mit Emotionen. Die aber im Idealfall gut gerüstet und vorbereitet sind, zum Beispiel durch ein Medientraining.

Egal ob in der Verkehrskontrolle oder im Telefonat mit einem Journalisten– wenn man den ersten Schock überwunden hat, hilft es sich einige Dinge in den Kopf zu rufen: Was muss ich unbedingt parat haben? Was will/muss ich sagen? Was muss ich vielleicht erst klären? Denn auch damit können Journalisten umgehen: dass sie nicht alle Informationen sofort erhalten. Sagen Sie es einfach, wie es ist: „Die Zahl/Information habe ich gerade nicht zur Hand. Ich frage aber gleich mal einen Experten im Haus und schicke Ihnen dann eine Mail.

“Führen Sie außerdem tatsächlich ein Gespräch mit dem Journalisten und lassen Sie sich nicht nur „abfragen“. Fragen Sie zum Beispiel, welche Art von Beitrag er plant, wie lang dieser sein soll und welche Themen ihn besonders interessieren! Dann können Sie ihn gegebenenfalls an einen anderen Ansprechpartner im Unternehmen vermitteln, der besser zu den Themen sprechen kann und diesen entsprechend vorbereiten.

Denken Sie daran: Sowohl Polizisten als auch Journalisten sind einfach nur Menschen, genau wie Sie und ich. Sie machen ihren Job. Sie müssen kritisch nachfragen. Sie wollen uns löchern und sie haben Antworten verdient. Andernfalls kann es natürlich passieren, dass wir als die Schweigsamen dargestellt werden, als die, „die etwas zu vertuschen haben“ oder „sich nicht äußern wollten“.

Seien Sie offen, ehrlich, lustig und nett! Stellen Sie Rückfragen, wenn Sie etwas nicht verstanden haben. Bauen Sie, zumindest für den kurzen Augenblick eines Telefonats, eine persönliche Beziehung zum Journalisten auf. Dann wird er sich an Sie erinnern und bei weiteren Themen vielleicht im Hinterkopf behalten.Mein Fazit: Vor Polizisten muss man keine Angst haben und genauso wenig vor Journalisten. Wenn Sie ein gesetzestreuer Bürger und professioneller Kommunikator sind, sind beide Ihre Freunde und Helfer.Bei der Gesetzestreue können wir Ihnen leider nicht behilflich sein. Falls das mit dem professionellen Kommunizieren aber noch nicht so klappt, dann lassen Sie uns doch mal sprechen!

verfasst von:
Jennifer Starke (in Elternzeit)
Senior-Beraterin