18.8.2021
Blog

Rhetorikvergleich nach dem Hochwasser I: Armin Laschet

  • Der Bundestagswahlkampf nimmt auch kommunikativ Fahrt auf
  • vom Hoff nimmt die Rhetorik der Kanzlerkandidat:innen nach der Hochwasserkatastrophe ins Visier
  • CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet mit durchwachsener Performanz
von
Ricarda Hentges
Lesedauer: 3 Minuten
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Gerade am Beispiel Armin Laschets kursieren derzeit viel zu viele Beweise dafür, was Bildsprache tun – und zerstören kann. Ob feixendes Grinsen im Umfeld trauriger Ernsthaftigkeit oder adrett gekleidet im Katastrophengebiet: Der Kanzlerkandidat der CDU macht es den Medien einfach, ihn ins schlechte Licht zu rücken. Ähnlich wie um seine nonverbalen Auftritte steht es um seine Rhetorik.

Eingeprägt hat sich da vor allem das Live-Interview vom 15. Juli mit Moderatorin Susanne Wieseler in der Aktuellen Stunde beim WDR. Der wiederholten Frage nach einem möglichen Wendepunkt hat er keine einfache Antwort entgegenzusetzen. Im Gegenteil, er wirkt angegriffen. Dabei dürfte die Frage danach, wie man künftig solche Krisen verhindern wolle, nicht allzu überraschend gewesen sein. Seine Zuhörer:innen hätten sich wohl eher eine direkte Antwort gewünscht. Eine, die geradeheraus versichert: Das Signal ist angekommen.

Aber das Gegenteil passiert. Laschet zerschlägt die Hoffnung auf eine solche mit dem mittlerweile geflügelten Satz: „Weil jetzt so ein Tag ist, ändert man nicht die Politik.“ Der entbehrt in der Sekunde – so meine ich – nicht nur jeglichem Respekt gegenüber den Opfern der Tragödie und der Tragweite der Naturkatastrophe, sondern verweigert zudem, sich mit den Problemen dahinter zu befassen. Und all das geschieht in nur einem Satz. Mal ehrlich: Da hilft es dann eben auch nicht, bereits existierende Maßnahmen zu nennen und mit falscher Sicherheit zu behaupten, NRW wäre Vorreiter in Sachen Klimaschutz.

Kommunikativ ist das sehr sprunghaft

Der „Bundesländervergleich erneuerbare Energien“ weist NRW sowohl bei der Nutzung als auch beim technologischen und wirtschaftlichen Wandel Plätze im unteren Mittelfeld bis hin zu den Schlusslichtern zu. Wie kommt Laschet also zu einer solchen Äußerung? Ist es die versucht schnelle Reaktion auf die schlimmen Ereignisse?

So oder so, er muss wissen, dass so ein Satz nicht geht. Hinzu kommt: Laschet hat in seiner Ansprache vom 18. Juli passendere Worte gefunden – persönliche, „anpackende“. Auch, dass wir den Klimawandel „schneller und konsequenter bekämpfen“ müssen, betonte er. Das Klima „[gewähre] keinen Aufschub.“ Kommunikativ klafft zwischen ambitionierter Erkenntnis und Handlungswille jedoch nichtsdestotrotz eine große Diskrepanz zur vorherigen bequemlichen Verharmlosung. Laschets Sprache im Klima-Kontext funktioniert nicht besser als die Bilder, die er provoziert. Sie springt, suggeriert einiges, aber keine klare Linie, keinen Tatendrang.

Wähler:innen fordern mehr politisches Bekenntnis zum Klimaschutz

Der wird von Wähler:innen aber dringend gefordert. Aktuelle Umfragen zeichnen ein Stimmungsbild, welches sich in diesem Feld Bewegung wünscht: 70 Prozent der Befragten im Rahmen des ZDF-Politbarometers gaben an, die Politik unternehme zu wenig für den Klimaschutz.

Laut ARD-DeutschlandTrend sehen zudem 81 Prozent der Bundesbürger:innen großen Handlungsbedarf. Und schon im Mai – also noch vor der Katastrophe – wünschten sich bei einer Umfrage der Stiftung Bertelsmann rund 55 Prozent einen Neustart für die Klimapolitik nach der Wahl. Schaut man sich diese Zahlen an, kann man sich vorstellen, wie genau die Menge auf die Sprache der Politiker:innen gerade beim Klima-Thema schaut.

Bei Annalena Baerbock hat man bis zuletzt immer wieder eher Nebenschauplätze betrachtet. Mit ihrem Motto „jetzt erst recht“ scheint Baerbock dem Wunsch nach einem klaren Bekenntnis zum Thema besser nachzukommen. Was an ihrer Rhetorik auffällt, dazu morgen mehr.

Bildquelle: photocosmos1 / Shutterstock.com

verfasst von:
Ricarda Hentges
Senior-Beraterin
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r.fischer@vomhoff.de