2020 war für die Kommunikationsschaffenden das Jahr der Disruptionen. Im Turbo ging es vom Büro ins Homeoffice. Agilität und Flexibilität bestimmen seither die neue Arbeitswelt. Top-Manager intensivierten wiederum die ewige Suche nach dem unternehmenseigenen Purpose. Mittlerweile ist das “New Normal” in vielen Konzernen angekommen. Einige tun sich aber weiterhin schwer. Stellt sich die Frage: Was kommt 2021?
Wagen wir einen Blick in die Zukunft! Doch der Reihe nach:
1. Der Weg zurück ist versperrt
Von dem Ökonomen Joseph A. Schumpeter stammt die Formulierung der „Schöpferischen Kraft der Zerstörung“. Altes muss weichen, um Neues gedeihen zu lassen. Arbeiten im Büro bekommt Konkurrenz durch Remote Work. Angestoßene Veränderungen werden zum Dauerzustand. Doch auch das “New Normal” lässt die Herausforderungen im Arbeitsalltag nicht kleiner werden; Langfristige Planungen werden durch die Pandemie weiterhin erschwert, die gefühlte Sicherheit nimmt ab. Gleichzeitig fördert das „Fahren auf Sicht“ aber auch die Wachsamkeit sowie die Lösungsorientierung und stärkt die eigene Resilienz. Es liegt an uns, „das Neue“ als Chance zu begreifen.
2. Kommunikation sollte Führung im Transformationsprozess beanspruchen
Wenn nicht die Kommunikationsbranche selbst, wer sonst könnte Speerspitze der Transformation sein? Unser professionelles Selbstverständnis sollte sein, diese Entwicklung zu führen und nicht nur zu begleiten. Das ist anstrengend, aber notwendig. Kommunikationsschaffende sind im permanenten Innovationsmodus. Sie forschen, erproben, verwerfen, optimieren und werden somit zum Labor und zum Deutungsgeber für ihre Kundinnen und Kunden. Das geht nicht zum Nulltarif. Technologien, Wissen, Zeit und personelle Ressourcen sind strategisch notwendige Investments, um neue Formen zu entwickeln, Techniken zu erlernen, Prozesse anzupassen, Strukturen auszurichten und Kreation zu ermöglichen. Wer hier den Anschluss verliert, wird es schwer haben.
3. Das persönliche Treffen wird zum Premium
Es gibt eine Renaissance des Dialogs – persönlich, direkt, im vis-a-vis. Vertrauen entsteht von Mensch zu Mensch. Als soziale Wesen sind wir mit all unseren Sinnen darauf programmiert. Schließlich wissen wir aus der Forschung, dass rund achtzig Prozent der Wirkung, die wir erzielen, über Körpersprache, Stimme, Mimik funktioniert. Allerdings: Persönliche Begegnungen werden zum kostbaren Gut – auch nach der Pandemie. Die Begründung für ein Treffen muss plausibel sein. Andernfalls werden sich Gespräche zunehmend in den virtuellen Raum verlagern.
4. Nähe entscheidet über die Qualität in der Zusammenarbeit mit Agenturen
Nähe erwächst zum zentralen Wert in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Kommunikation schafft Nähe - und gewinnt dadurch an Bedeutung. Nähe ist nicht allein physisch gemeint. Vielmehr steht sie im Kontext von Themen, Inhalten, Menschen, Prozessen, Kulturen und Ritualen. Nähe entsteht wechselseitig: die Agentur hat das ehrgeizige Ziel, umfassend Wissen und Kenntnisse zu erwerben. Ganz so, als ob sie selbst Teil des Unternehmens sein könnte. Kundinnen und Kunden erkennen den Vorteil eines tieferen Verständnisses. Arbeitsschritte werden verkürzt, Ergebnisse verbessert, der Workload professioneller gesteuert. Das braucht Zeit und aktives Zutun. Aus Nähe entsteht dann Qualität, aus Qualität wiederum Kontinuität.
5. Endlich wieder unter Kolleginnen und Kollegen
2020 wird in die Geschichte als das Jahr des Homeoffice eingehen. 2021 könnte auch das Jahr der Co-Working-Spaces werden. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wollen zum einen die Vorzüge der individuellen und flexiblen Form des Arbeitens weiterhin in Anspruch nehmen; zum anderen vermissen viele jedoch auch das quirlige Arbeitsleben. Niemand liebt die Isolation. Warum also nicht das Konzept: best of both worlds? Ein gutes Arbeitsklima entsteht vor allem dann, wenn sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wohl fühlen. Co-Working-Spaces können dabei die Lösung sein, um die Work-Life-Balance zu verbessern. Das wirkt sich auch auf die Produktivität im Unternehmen aus.
6. Führung ist wichtiger als je zuvor
Die Verbindung von Homeoffice und “festem” Arbeitsplatz im Büro ist Führungssache. Denn: Ein solches Modell bedarf Vertrauen. Vertrauen in das Pflichtbewusstsein und die Eigeninitiative der Belegschaft. Aber nicht nur im Unternehmenskosmos nimmt die Bedeutung von Führung zu. 2021 können Top-Manager dringende gesellschaftspolitische Themen nicht mehr einfach links liegen lassen. Statistiken zeigen: Gerade jüngere Menschen wollen, dass Führungskräfte Stellung beziehen.
Diejenigen, die ihren Worten Taten folgen lassen, das Verbindende im Blick haben, erhalten Zuspruch. Alle anderen verlieren an Attraktivität, bei Personal oder im Kapitalmarkt etwa. Die Job-Description für Top-Führungskräfte braucht daher ein Update: mehr Wahrhaftigkeit wagen, nicht nur über die schönen Dinge reden, sondern, auch kritische Themen offen ansprechen. Ehrlich und aufrichtig sagen, was ist! Zuhören und hinschauen, was andere als wichtig empfinden. Orientierung geben. Präsenz zeigen und Wertschätzung dokumentieren. Und vor allem: sich auf den Dialog einlassen.
Kann die Kommunikation 2021 also zu den Gewinnern zählen? Ja! Die Kommunikation hat sich schnell auf die durch die Pandemie hervorgerufenen Veränderungen einstellen können. Das „New Normal“ ist in der Branche bereits zum festen Bestandteil des Arbeitsalltags geworden. Jetzt ist es die Aufgabe der Kommunikation, die vor uns liegenden Herausforderungen zu erklären und für die Öffentlichkeit einzuordnen. Damit ist sie der verlässliche Kompass in stürmischen Zeiten. Das stimmt mich zuversichtlich.